Herausforderung
Energie- und Wasserversorgungssysteme sichern das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der Bevölkerung und sind nach der EU-Richtlinie 2008/114/EG kritische Infrastrukturen (kurz KRITIS). Der Schutz von kritischen Infrastrukturen vor Bedrohungen ist daher eine der wesentlichen Grundvoraussetzungen für Lebensqualität und Wertschöpfung in Deutschland.
Energie- und Wasserversorgungssysteme bestehen aus verteilten und miteinander vernetzten Teilsystemen, die weitgehend durch ebenfalls verteilte Automatisierungskomponenten, wie z. B. Steuerungen, Sensoren und Aktoren, gesteuert und überwacht werden. Der zuverlässige Betrieb dieser Systeme hängt u. a. direkt von dem Funktionieren der Kommunikationsnetze ab, d. h. diese Netze rücken in den Fokus von Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von KRITIS. Mit Netzwerkanalysesystemen kann heute die Kommunikation zwischen Komponenten überwacht und Sicherheitsvorfälle detektiert werden. Solch ein Sicherheitsvorfall, wie der Ausfall einer Kommunikationsverbindung, kann eine Störung der Energie- und Wasserversorgung zur Folge haben.
Ein vom Netzwerkanalysesystem detektierter Sicherheitsvorfall wird dann durch das Servicepersonal des KRITIS-Betreibers zunächst bewertet und eine Handlungsmaßnahme festgelegt, z. B. „Austausch des ausgefallenen Kommunikationssystems“. Dieser Vorgang dauert heute in der Regel mehrere Stunden, da das Servicepersonal zunächst zum Ort des betroffenen Systems (großflächig verteilte Systeme in Städten und ländlichen Regionen) fahren und ggf. Ersatzteile besorgen muss.
In jedem Fall ist die Interpretation der Warnmeldungen und der Rückschluss auf die Ursache gerade bei Netzwerkproblemen zum einen allgemein sehr schwer und erfordert zum anderen ein hohes Level an IT-Expertise. D.h. solche Fehler und Bedrohungen überfordern heute zumeist das Bedienpersonal und führen daher zu langen Ausfallzeiten und zu einer hohen Bedrohungslage. Hinzu kommt, dass gerade IT-Strukturen anfällig für Bedrohungen aus der Ferne sind, da zumeist Störungen keinen physischen Systemzugang erfordern.
Lösungsansatz
Das Gesamtziel des Vorhabens ist die Erforschung und Entwicklung eines KI-basierten Lösungsansatzes zur automatischen Bewertung von Ereignissen und zur Generierung von Handlungsempfehlungen für das Servicepersonal von KRITIS-Betreibern (s. Abbildung 1). Dieses setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:
- Lernen eines Ereignismodells aus Ereignisberichten (Textdokumente werden maschinell ausgewertet und eine mathematische Repräsentation erzeugt)
- Lernen eines Netzwerkmodells aus Netzwerkereignissen
- Korrelation des Ereignismodells und des Netzwerkmodells zur Bewertung von Sicherheitsvorfällen (beide Modelle müssen miteinander in Beziehung gebracht werden z. B. Zuordnung von Netzwerkadresse und Standort des physischen Systems)
- Generierung von Handlungsempfehlungen für das Servicepersonal
- Automatische Konfigurationsanpassung von Netzwerkanalysesystemen
- Erklärbarkeit der KI-Entscheidungen