Fraunhofer IOSB-INA und Partner wollen Winterdienst verbessern
Lemgo. Der Winterdienst auf Straßen, Rad- und Fußwegen ist eine der Grundvoraussetzungen für die Wahrung der Sicherheit im Straßenverkehr. Die in der Winterzeit nahezu täglich individuellen Streueinsätze werden auf Basis von meist wenigen Wetterdaten und punktuellen Prüfungen des Straßenzustandes ausgelöst. Zwar verringern klimawandelbedingt mildere Winter tendenziell den Streusalzbedarf, dabei werden jedoch häufig die täglichen Entscheidungsprozesse in der Einsatzplanung erschwert.
Das Forschungsprojekt NachWinD, das am 15.Mai gestartet ist, widmet sich diesem Problem: Eine Winterdienst-Optimierung mit digitaler Unterstützung und der Zusammenführung von räumlichen Informationen, Wetterdaten und IoT-Sensorbasierte Messungen bietet das Potenzial, gezieltere und präzisere Räum- und Streueinsätze zu leisten. Werden Einsatzentscheidung für Winterdienste, Einsätze selbst und die Nachbereitung smart unterstützt, kann dies zum einen die Sicherheit im Straßenverkehr steigern und zum anderen die Ressourcenverbräuche und Umweltbelastungen senken. Im Projekt NachWinD („Steigerung der Nachhaltigkeit und Präzision im WinterDienst“) wird der Winterdienstprozess ganzheitlich betrachtet. Im Projekt soll demonstriert werden, wie örtlich fein aufgelöste Echtzeitdaten und digital verfügbares Expertenwissen über den aktuellen Straßenzustand, der Onlinezugang zu Planungsdaten, z.B. vorgegebene Wegpunkte oder besondere Restriktionen, eine präzisere automatische Dosierung von Streusalz ermöglichen kann.
Das Fraunhofer-Institut in Lemgo hat gemeinsam mit der INFA-ISFM e.V. und der Okeanos Smart Data Solutions GmbH das Projekt entwickelt. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem Kreis Lippe – Eigenbetrieb Straßen und dem ASP Paderborn sowie mit Unterstützung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) umgesetzt. Gefördert wird das Forschungsprojekt durch die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen.
Am 12. Juni 2024 hat sich das Projektkonsortium zum Kick-Off in Lemgo getroffen und zu den geplanten Projektinhalten ausgetauscht und die ersten Schritte abgestimmt.
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fraunhofer IOSB-INA und Projektleiterin Kornelia Schuba erklärt: „Es sind oft Dinge des Alltags, an denen mit IoT-Technologie an Ressourcen eingespart und Nachhaltigkeit erzielt werden kann. Der Winterdienst ist ein gutes Beispiel hierfür – wir freuen uns über einen gelungenen Projektstart.“
Im Rahmen des Projektes soll ein nutzergerechtes und lernendes IoT-System zur digitalen Unterstützung des Winterdienstes in der Winterdienstvorbereitung, -durchführung und -nachbereitung aufgebaut und evaluiert werden. Bisher werden im Winterdienst überwiegend einzelne technische Systeme, oft auch losgelöst voneinander eingesetzt. Das Expertenwissen liegt bei den langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und hilft diesen bei der Einsatzentscheidung und bei der Winterdienstdurchführung. Im Projekt sollen technische und organisatorische Einzellösungen (IoT, Sensoren, Expertenwissen, Regularien, Anwendende) zu einem abgestimmten Gesamtsystem (Technik/ Digitalisierung und Organisation/ Prozess/ Mensch) zusammengeführt werden. Durch die Digitalisierung und Modellierung von Expertenwissen wird das IoT-System als lernendes System aufgebaut und damit soll die Präzision des Winterdienstes so gesteigert, dass die Menge an Streu-/ Räumfahrten um 10% und der Salzverbrauch möglichst um 15% gesenkt werden soll. Nachhaltigkeit im Winterdienst und die Sicherheit im Straßenverkehr sollen so in Einklang gebracht werden. Das IoT-System wird mit realen Anwenderinnen und Anwendern erarbeitet und in zwei reale Pilotbereiche in ländlichen und städtischen Umgebungen implementiert.