Handbuch für die digitale Renaissance von Bestandsanlagen

Lemgo /

Was erwarten Unternehmen im Mittelstand von Industrie 4.0? Wo erhofft man sich Vorteile, wo verbirgt sich ein greifbarer und konkreter Nutzen? Ohne zunächst hohe Beträge in Betriebsmittel und Personal zu investieren, lassen sich diese Fragestellungen schwer beantworten. Denn Bestandsanlagen, also Maschinen, in die in der Vergangenheit investiert wurde und die ihren Dienst noch tadellos erfüllen, stellen oft keine Daten zur Steuerung und Zustandsüberwachung bereit. Mit dem sogenannten »I4.0-Retrofit« können diese Maschinen für Industrie 4.0 Anwendungen ertüchtigt werden, um sicherer, effizienter, flexibler und transparenter betrieben zu werden. Hierzu haben das Fraunhofer IOSB-INA und der VDMA erstmals einen Leitfaden geschrieben, der vor allem dem Mittelstand wichtige Hilfestellungen bei der Digitalisierung seiner Bestandsmaschinen gibt.

Eine Grundidee der Industrie 4.0 selbst ist es, mit Maschinendaten und deren Analyse Mehrwerte zu generieren. So können Verfahren der maschinellen Intelligenz Prozessdaten analysieren und Ursachen für Qualitätsdefizite offenlegen oder Anzeichen für eine anstehende Wartung identifizieren. Dies setzt Maschinen voraus, deren Betrieb digital erfolgt, d.h. Prozessdaten bereits übertragen und genutzt werden können. Ist dies nicht der Fall, stehen Unternehmen vor dem Problem, hohe Investitionen in interne Know-how und Sensorik bzw. eine Infrastruktur zu tätigen, bevor erste Mehrwerte entstehen.

Demzufolge wünschen sich viele KMU natürlich eine Anbindung an das IIoT, die möglichst schnell und zu möglichst geringen Kosten ausfällt – hierfür braucht es eine Systematik, um zu ermitteln, welche Maschinendaten mit welcher Sensorik aufgenommen und analysiert werden müssen. Ab sofort unterstützt der neue Leitfaden des VDMA beim eigenen I4.0-Retrofit: Gemeinsam mit 20 VDMA-Mitgliedern und dem Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo ist ein kompaktes Handbuch entstanden, der potenziellen Anbietern und Anwendern den systematischen Einstieg ermöglicht und wichtige Grundlagen vermittelt. Die jahrelange Erfahrung der Forschungseinrichtung aus Lemgo und der 20 VDMA Partner in der Umsetzung von Retrofit-Projekten ist in dieses Handbuch mit eingeflossen.

Die Umsetzungsformen für I4.0-Retrofit fasst der Leitfaden übersichtlich mit einem Stufenmodell zusammen, um den Anwendern eine erste Orientierung bzw. eine Verortung des eigenen Stands der Technik zu geben, bevor eine I4.0-Retrofit-Anwendung an der Maschine installiert wird. Darüber hinaus bietet der Leitfaden eine Checkliste, mit der die produzierenden Unternehmen ihren Bedarf konkret einschätzen können, um Umsetzungspläne zu erarbeiten und überhaupt Ziele für eine Retrofit-Anwendung zu definieren. Des Weiteren werden verschiedene Anwendungsbeispiele aufgezeigt, wie an einer Infrastruktur Sensorik angebunden werden kann und welche Optionen es zur Übertragung, Speicherung und Nutzung der Produktionsdaten gibt.


Den Leitfaden können Sie sich auf den Seiten des VDMA herunterladen.